Mittwoch, 14. September 2011

Unizeit

Sodala, ich meld mich wieder einmal. Wie bereits erwähnt bin ich ja derzeit für die Uni sehr im Einsatz - stehe also jeden Tag brav um 6h30 auf fürs lesen, gehe dann auf die Uni und tu dann weiterlesen, was allerdings nicht immer so gut gelingt, weil ich manchmal müde bin. Morgen hab ich jedenfalls wieder eine "Control de Lectura" - wo überprüft wird, ob wir den Text gelesen haben.
Und nächste Woche hab ich dann mein erstes Referat, da bin ich schon sehr gespannt, wies mir gehen wird.

Ich bin jetzt öfter mal gefragt worden, ob ich nicht das Leben in Peru beschreiben kann, und ich würds auch gern tun, aber es ist schon eine schwierige Aufgabe, vor allem weil ich das Gefühl habe, dass mir so viele Infos fehlen. Ich schreib jetzt einfach ein bißchen was und dann kann ichs ja ergänzen bzw. könnt ihr ja noch speziell nachfragen oder so.

Erstmal zu meinem Leben: die Gastfamilie hab ich nur in Arequipa gehabt, hier in Lima wohne ich mit drei Deutschen (Sophie, Rebekka und Keno) zusammen sowie mit 8 Belgierinnen. Das war am Anfang etwas mühsam, weil die Belgierinnen eine sehr starke Gruppe waren, aber jetzt reden sie schon mit uns und es wird langsam sehr nett. Insgesamt ist das Haus jedenfalls sehr zum Wohlfühlen, vor allem wegen Cosy, das ist die Vermieterin und die ist sooooooo nett. Und es ist immer sehr angenehm mit ihr zu reden, einerseits weil ich dann Spanisch reden kann und andererseits, weil sie total die angenehme Art hat und wir verstehen uns echt gut. Sie ist ein bißchen mein Anker hier, weil die meisten sind ja doch sehr jung hier (nur Keno und ich sind schon älter) und das merkt man schon ein bißchen.
Die Uni ist ca. 10 min. mit dem Bus von hier weg, werd dann noch Fotos reinstellen, damit ihr sehr wie sie ist. Das es immer Kontrollen gibt, hab ich ja schon geschrieben. Die Uni ist jedenfalls sehr teuer und es gibt sehr schwere Aufnahmeprüfungen. Die können eigentlich nur die schaffen, die entweder eine private Schule besucht haben oder einen extra Vorbereitungskurs gemacht haben, der aber auch teuer ist. Es sind also vor allem reiche Familien hier vertreten, aber auch viele, die extrem dafür sparen. Man merkt die Unterschiede schon auch - einerseits viele Studierende die mit iPad herumlaufen und andererseits die vielen Studierenden die sich das Essen bei der Mensa nicht leisten können und das Essen bei den Mikrowellen aufwärmen, und da gibt es bei jeder Mensa ein paar. Oder die Studentin die jeden Tag Schokomuffins verkauft.

Lima hat ungefähr 9 Millionen Einwohner und liegt in der Wüste und bekommt das Wasser vom Fluss Rimac - der ist wie die meisten Flüsse an der Küste total verschmutzt. Peru hat jetzt schon große Probleme mit dem Trinkwasser - einerseits wegen der Verschmutzung, andererseits wegen den Agroexporten - Spargel, Paprika, Baumwolle, Zucker - das braucht alles extrem viel Wasser und wird eben an der Küste angebaut - und die Küste hat kaum Wasser. Zum Teil wird das Wasser aus den Flüssen geholt, es gibt aber auch riesige Projekte und Kanäle/Rohre die das Wasser aus den Bergen hinbringen. Das Problem ist eben, dass durch die Klimaerwärmung die Gletscher schmelzen und anscheinend ist Peru das Land, das weltweit am drittschwersten von der Klimaerwärmung betroffen sein wird.
Die Landwirtschaft variiert je nach Region - an der Küste die großen Exporteure und in den Bergen dann die kleinen Campesinos, meist indigene Bevölkerung. Im Dschungel weiß ich es nicht so genau - es wird hauptsächlich über diesen Konflikt zwischen "costa" und "sierra" gesprochen (wie ihr merkt sind das meine Schwerpunkte auf der Uni).
Die Ethnien und Klassen und Zuordnungen sind jedenfalls ein wichtiges Thema. Anscheinend ist das bis vor ca. 10 Jahren noch überall vermerkt gewesen, zu welcher "Rasse" man gehört - indigena, mestize,...
Im Fernsehen und in den Medien sind vor allem die Menschen vertreten, die gar nicht peruanisch ausschauen - die mit heller Haus, hellen Haaren und helleren Augen. Ist schon sehr stark spürbar, welche Machtverhältnisse wohl noch immer bestehen. Wir Gringas und Gringos werden auch hauptsächlich positiv gesehen - die meisten sind extrem hilfsbereit und freundlich zu uns und meistens haben die Leute ein positives Bild von uns (bei den Wahlen ist die Jasmin, eine andere Österreicherin, gleich gefragt worden, ob sie nicht Wahlhelferin sein will) -  bei uns würde das wohl umgekehrt nie passieren.
Auf den Straßen und in den Bussen gibt es ganz viele VerkäuferInnen - der informelle Sektor ist sehr stark, genaue Zahlen weiß ich aber gerade nicht. Ich muss noch ganz viel erfragen. Und der Bürgerkrieg hat von 1980 bis 2000 gedauert - da weiß ich aber auch noch zuwenig, um jetzt etwas genaueres schreiben zu können. Letztens im Unterricht war nebenan ein Feuerwerk und da ist die Professorin und noch eine zweite, ältere Studentin gleich ein bißchen nervös geworden - es hat ja doch auch in Lima sehr viele Anschläge gegeben.
Und wegen der Sicherheit warnen uns alle immer - aufpassen müssen wir auf jeden Fall - die PeruanerInnen selbst, und auch die südamerikanischen AusländerInnen passen nämlich auch sehr auf, wann sie wo hingehen. Bis jetzt hab ich mich aber immer ziemlich sicher gefühlt. Die Stadtteile, wo wir nicht hinsollen, meiden wir eh.
Ja, jetzt fällt mir gerade nicht mehr ein.
Am Wochenende fahren wir zu Inseln wo es Pinguine und Seelöwen und Flamingos gibt. Da freu ich mich schon. Und jetzt geb ich noch ein paar Fotos her, damit ihr meine Uni und mein Haus sehen könnt!


Mein Zimmer

Unsere Terrasse

Blick von der Terrasse

Kartoffelsorten

Kolibri in der Uni!


Die Sozialwissenschaften auf der Uni

Blick auf die Hauptmensa

Klassenraum

Eichhörnchen

Ich mit Peru-Outfit: Alpaka-Pulli, Peru-Hose und Alpaka-Socken
Bussl, Mira

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